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Archive for April, 2018

m.peakes der junge titus, gormenghast bd 1 im interpretationsmodus

Posted in buchinterpretationen on April 30th, 2018

Mervyn Peake/ Peake auf Wiki/ Gormenghast Bd 1 der junge Titus/ c 1982 Hobbit Presse, Klett-Cotta, Neuauflage der durchgesehen Ausgabe 2010/ c 1946 by Mervyn Peake/ aus dem Englischen von Annette Charpentier/ Folgebände Bd 2-4/ keine Anhänge/ hardfax S.616

Kollateraler Inhouse Schaden

Mervyn Peake wäre heute 107 Jahre alt. Würde er noch leben könnte er sich einst in die Liste von Menschen mit biblischem Alter einreihen. Was er aber an Alter nicht erreichte, hat Mervyn Peake durch das Schreiben erlangt. Er wurde, Zitat Wikipedia, „bei  einem kleinen Publikum zum Kultautor“. Erreicht hat er dies durch eine im Deutschen Vertrieb vierteilige Romanreihe. Eine Romanreihe, die ein altehrwürdiges aber auch geheimnisvolles Schloss als Mittelpunkt hat. Ein Schloss, dessen Name allein den Leser zum Bibern bringt: Gormenghast! Für dies Werk erhielt er 1951 den Heinemann Preis für Literatur.

Der erste Band von Peake`s Gormenghast  hat den einfachen Namen, „der junge Titus“. Die Geschichte startet, indem der Diener des 76. Grafen die Geburt des Erben verkündet. Somit ist die Erbfolge für das ehrwürdige Geschlecht der Groans gesichert und Gräfin und Graf können aufatmen. Aber aufgepasst, ihr wuchtigen Mauern, weiten Gänge und düsteren Hallen. Denn die an sich frohe Botschaft wird in der Herrscherfamilie und der Dienerschaft, wie sollte es anderst sein, verschieden aufgenommen. Nicht das Titus, der kleine Thronfolger, in Gefahr wäre. Er wächst sicher in den Armen seiner alten Nannie und der Amme, die ihn nährt, heran.

Beinahe ungesehen und unbemerkt zieht jedoch eine düstere Front von Taten und Absichten heran. Die Schlossgemeinschaft, deren Sein von alteingesessenen Ritualen bestimmt wird, deren Tagesablauf von verstaubten Hierarchien geprägt ist, ist reif für eine Veränderung. Zu lang haben Graf und Gräfin nicht aktiv regiert. Hat der Graf sich in Melancholie verloren, hat die Gräfin nur ihren Katzen und Vögeln gehuldigt, hat die Dienerschaft für die Befolgung der Rituale gearbeitet. So kommt es wie es in solch verrotteten, nur durch traditionelle Handlungen bestimmten Leben immer kommen muss. Titus fällt bei der Zeremonie der Taufe aus dem Gesetzbuch, in das man ihn der Regel entsprechend legen musste. Die Finger von Sourdust, dem Archivar, sind eingerostet, lassen den Erben entgleiten. Im Fallen greift sich Titus eine Seite, die er erfolgreich aus dem Buch entfernt. Es wird dies die erste blasphemische Handlung seiner kleinen Lordschaft.

Derweil braut sich der Sturm über Gormenghast zusammen. Steerpike, der ehemalige Küchenjunge rückt zum Diener des Hofarztes auf und zettelt eine Verschwörung an. Feindschaft entsteht zwischen dem ersten Diener des Grafen und dem Küchenchef. Der Archivar stirbt bei einem Brand in der Bibliothek des Grafen. Der Graf kann seine Melancholie nicht stoppen und verfällt dem Wahnsinn. Das Schloss, die Hallen, die Gänge, Innenhöfe und Türme strotzen dabei vor unvergänglicher Düsternis. Es verschlingt die Schritte seiner Bewohner und bleibt bestehen. Es verschlingt aber auch das Gedeihen von Titus, dem werdenden 77. Grafen Groan.

In den ersten hundert Seiten wird genannt, er sei hässlich und habe violette Augen. Dann wird er immer wieder mal zu einer rituellen Handlung gezerrt. Um am Schluss des ersten Bandes tritt dann Titus wieder in Erscheinung. Weil Graf Groan der 76. verschwunden ist, wird Titus noch vor seinem zweiten Geburtstag inthronisiert. Das Ritual findet bei strömenden Regen draussen vor dem Schloss auf dem See statt. Und wieder hat der kleine Thronerbe etwas dagegen, dass man ihn in ein Schema pressen will. Während der frisch eingesetzte Archivar die rituellen Worte spricht, wirft Titus kurzerhand die „sakrosanten Symbole“, die man ihm in die Hand gedrückt hat, in den See. Das sind in Etwa die einzigen Handlungen des jungen Titus.

Der erste Band endet und man hat nicht den Eindruck, dass durch die Eröffnung der Geschichte eine geballte Handlung dahergekommen wäre. Der Plot gleicht eher den Beziehungspossen einer Sitcom. Satz um Satz, Absatz auf Absatz und Seite um Seite führt uns Peak in das ziemlich aktionslose Geschehen auf Gormenghast ein. Hauptakteur dabei ist nicht eine abenteuerliche Handlung, wie sonst in der Fantasy üblich. Nicht durch Titus, und auch nicht durch die Schlossbewohner. Hauptakteur ist das Schloss, seine Hallen, die damit verwobenen Rituale, und der Status den dieses Leben den Menschen abfordert. Daran ändert auch eine waghalsige Flucht über die Dächerwelt Gormenghasts nichts. Oder dass sich Fuchsia, die Grafentochter im angrenzenden Wald mal den Fuss vertritt. Oder wenn Steerpike seine rücksichtslosen Pläne umsetzt. Die Beschreibung der Gegend, der Wald, der See, der Berg, die Öde und das Schloss. Alles beugt sich der Hauptfigur. Dem mit Düsternis belegten Geschehen innerhalb der Mauern Gormenghasts.

Die Schreibkünste des Autors gleichen lyrischen Abschweifungen, denen manchmal schwer zu folgen ist. Sie lassen eine aktionsreichere Handlung in intellektuellem Nebel verschwinden. Man kann die Hallen, Plätze und Höfe als die sieben Königslande Gormenghasts bezeichnen. Während aber in Game Of Thrones ganze Kontinente als Handlungsplatz dienen, ist es in „der junge Titus“ ein Schloss. Zugegeben ein gewaltiges Schloss. Und man lasse sich nun durch die Kritik an der Handlung nicht irritieren. Es ist durchaus eine nicht zu unterschätzende literarische Leistung. Zwei Jahren Erdenleben des Thronerben 616 Seiten abzuwringen. Es sind aber nicht halsbrecherische Taten, die den Leser atemlos über die Zeilen treiben. Es sind die Geschichten, die Peake neben einer verwahrlosten Regierung aufbaut. Der düstere Gehalt der Schicksale auf Gormenghast. Das Dasein für Rituale, das alle Beteiligten in ein zwanghaftes Tun quetscht und aus ihnen Retro-Zombies macht.

Nun, wie es im Song der einstigen englischen Soulsängerin und Stilikone Dusty Springfield heisst: „Der einzige der mich berühren konnte, war der Sohn eines Pfarrers“. Peak war  Missionarssohn. Sein Vater war als Doktor für die Congregationalisten in China tätig. Das mag erklären, wie Peak geprägt war. Schwarz-weiss, gut-böse, recht-unrecht, Licht und Düsternis. Straffe Erziehung liess ihn vorankommen. Der Vater war meist nicht zu Hause, hatte zu arbeiten, den Dienst auszufüllen. Da war das Kindermädchen, vielleicht seine Mutter. Dies hat ihn  sicher sensibel für soziale Ungerechtigkeit gemacht. Und gab ihm den Drang auszubrechen, frei von Bindungen zu sein. So ist sein Werk zu verstehen. Als Abrechnung mit einem alten System. Eine Abrechnung mit der Unterwerfung seiner Kindheit unter den Dienst des Vaters. Mittendrin etwas Neues, Frisches, Unverbrauchtes- das Leben des jungen Titus. Eine Idee, ein Neuanfang, etwas Ungebundenes. Die Loslösung von alten Ritualen. Wenn es sein muss durch Gewalt. Die Bankrotterklärung eines Systems. Ein Schuss Anarchie an das Bein verkrusteter Traditionen. Versetzt in eine geheimnisvolle Welt dunkler Gänge, Hallen und Höfe eines geheimnisvollen Schlosses.

Die Empfehlung lautet darum, um es mit Tad Williams zu sagen, pass auf wenn du die Welt betrittst. Sie wird dich verändern. Aber nicht durch die gefahrenvolle, mühsame Reise. Sondern durch den wortreich in Szene gesetzten Sturm auf hergebrachte Zeremonien, Rituale und Traditionen. Ein Lesevergnügen der intellektuellen Art. Nicht für zwischendurch, aber zwischendurch auch wieder mal passend.

jh

netartstyle mit b.hennens drachenelfen bd 1

Posted in netart on April 27th, 2018

der drachelfenzyklus bei lovelybooks

kultladen meets b.hennens drachenelfen bd 1

Posted in kultladen on April 27th, 2018

das paperback drachenelfen bd 1 bei heyne

ein splatter zu hennens bd 1 drachenelfen

Posted in gedankensplatter on April 27th, 2018

eigenlese`s satzwerk aus der feder von blugunkel, immer der treffendste satz zum buch mit gedankensplatter

   

B. Hennens Drachenelfenzyklus: Drachenelfen Band 1 gut gesplattert

Bogen, Schwert und Schleuder- wer war der Weltenräuber?- in Händen von Mensch, Zwerg und Elf- jedem Wesen sein machtvoller Selbst-Behelf!

jh

i.asimov`s psychohistoriker im kultladen

Posted in kultladen on April 26th, 2018

asimov: ein interview

faxpressspez mit w.gibsons cyberspace

Posted in FaxPressSpez on April 24th, 2018

In Sparte FaxPressSpez teilt BlogUnkel das Spezielle eines jeden Faxes

   

w.gibsons shortstorys im buch cyberspace

Das Buch Cyberspace ist ein Softfax und enthält zehn Kurzgeschichten. Die Titelgeschichte Cyberspace beträgt dabei gerade einmal 25 Seiten. Das sagt eine Menge über den Autoren, William Gibson aus, den man bekanntlich den Vater des Cyberspace ruft. Denn der Shortride Cyberspace hat es auch zur filmischen Umsetzung geschafft. Mit einem Mindestmass an Länge hat Gibson einen Volltreffer gelandet. Einen Plot entworfen, der trotz seiner Kürze Filmschaffende auf den Plan rief. Die Geschichte handelt von dem Mnemonischen Johnny. Er ist ein technischer Junge, der sein Hirn als Speicherplatz für elektronische Daten zur Verfügung stellt. Dabei ist Cyberspace in der englischen Fassung noch nicht einmal die Titelgeschichte. Am Anfang der ursprüglichen Fassung steht Burning Chrome, die in der Deutschen Übertragung am Schluss des Buches auftaucht. Aber auch „Chrom brennt“ kommt in der Anzahl Seiten nicht über die 25 hinaus. Bleibt also ein Fragezeichen, wieso Deutsche Verleger Buchinhalte umstellen müssen, und ob es einen Einfluss auf die Wahl gehabt hätte. Als Liebhaber von Inhalten, für die sich William Gibson verantwortlich zeichnet, spielt dies keine wesentliche Rolle. Ob Shortplot oder Film, beide sind ein Juwel in der literarischen, beziehungsweise, filmischen Landschaft.

jh

 

mervyn peake`s gormenghast bd1 im netartstyle

Posted in netart on April 21st, 2018

buch im orbit: und ein einblick in gormenghast auf molochronik

interpretation von h.w. peschs kinder von avalon

Posted in buchinterpretationen on April 3rd, 2018

Helmut W. Pesch/ Pesch auf Wiki/ Kinder von Avalon: Bd 3 der Anderswelt Trilogie/ Überreuter 2001, Reihe: Meister der Fantasy/ Anhänge, Namen- und Sachregister, Karten, Familienstambäume/ hardfax S. 342

  

Ein Blätterwald voller fantastischer Elemente

Mit Helmut W. Pesch kann deutschsprachige Fantasie einen weiteren Autoren ausweisen. In der Flut von angloamerikanischer Kraft hat er sich mit seinem Roman bewährt. „Die Kinder von Avalon“  ist der dritte Band der Anderswelt Trilogie. Einen Namen gemacht hat sich Helmut W. Pesch aber vor allem als Übersetzer, Tolkien-Experte und Sachbuchautor. Erfolgreich ins Deutsche übertragen hat er Werke von E.R.Eddison, Dennis McKiernann und J.R.R. Tolkien. Er ist Doktor der Philosophie und hat 1981 mit einer Grundlagen Arbeit zur phantastischen Literatur promoviert. Dafür erhielt Pesch ein Jahr später den Deutschen Fantasy Preis.

 

Siggi, Hagen und Gunhild, auch die Hauptfiguren der ersten zwei Bände, gelangen in England durch magische Gegenstände in die Anderswelt. Sie finden sich wieder im Land Prydain, im Legenden umwobenen Süden Englands. Wiederum sind sie im Urlaub in eine Geschichte gestolpert. Sie begegnen eigenartigen Wesen, die ihnen Geschichten aus lang vergangener Zeit erzählen. Stück für Stück reimen sich die Drei zusammen, was denn jetzt das Ziel dieser abenteuerlichen Reise sein soll. Begleitet werden sie von geheimnisvollen Artefakten. Ein Speer, der von einem Jüngling mal mit sicherer Hand geworfen wurde; ein Schwert, das eine geheime Geschichte hat; und ein Stein der aus der Anderswelt stammt.

Hilfe erfahren die Drei von einem geheimnisvollen Kesselflicker, der mehr ist als er zu sein scheint. Mehr als Hilfe brauchen sie aber Rat, was denn der Knopf der Geschichte ist und wie er zu lösen ist. So gelangen sie zu verschiedenen Wesen eines Reiches, als man Britannien noch die Insel der Mächtigen nannte. Der letzte König aus einer langen Linie von Kriegern liegt auf der Insel Avallach im Sterben. Nur ein abhanden gekommenes Artefakt kann den bereits verblassenden Herrscher Britanniens wieder beleben. Siggi, Hagen und Gunhild sind dazu ausersehen, den Gral zu finden und zu Arthur bringen.

Peschs Plot die Kinder von Avalon entfacht ein Rauschen im Blätterwald der britisch, mythischen Geschichte. Die Abschnitte, Seiten und Kapitel sind ein Fundus an heroischen Gestalten. Die Handlung reich an Geschichten in der Geschichte. Es ist ein Gnom, der Hagen und Siggi, als sie durch ein magisches Portal nach Prydain gelangten, von der wunderfältigen Welt Pwylls und Rhiannons erzählt. Dann ist es ein Prydydd, ein Barde, dem Gunhild in Gestalt eines Kesselflickers begegnet. Seine Person allein ist Verkörperung tausender Geschichten. Auf Ynis Witrin, der Insel mit dem gläsernen Turm, steckt auf einer gedeckten Tafel das bronzene Haupt Brans, einstmals König im Norden. Es unterrichtet die Ankömmlinge über die Rückkehr der Krieger der alten Stämme aus der legendären Schlacht in Erin.

Die Erzählung ist vollgestopft mit Gestalten und Zusammenhängen aus dem britannischen Sagenfundus. Einen Einblick in diese Geschichten hinter der Handlung erhält man in den vier Zweigen des Mabinogi. Es ist diese Dekoration der eigentlichen Geschehnisse, die den Leser verzaubern. Als Jugendbuch deklariert, erhält der Roman durch die weitschweifige Auseinandersetzung mit keltisch-englisch-mythischer Geschichtsschreibung einen literarisch tiefgründigen Charakter. Als Übersetzer darin geübt Werke ins Deutsche zu übertragen, hat dies Pesch sicher geholfen, einen Handlungsstrang zu entwerfen. Er selber hat etliche Werke auf Englisch gelesen. Durch seinen Status als Tolkien Experte, wird es ihm auch keine Mühe bereiten, fantastische Elemente der britannischen Sagenwelt, zu lesen, zu nehmen, und mit einer eigenen Handlung zu verweben. Dazu kommt, dass er in seiner Zeit als Lektor bei Bastei Lübbe unter anderen Autoren auch einen Stephen King betreut hat. So kommt auch die Vielseitigkeit Peschs zum Tragen. Das Buch enthält als Zusätze Familienstammbäume, ein Namens- und Sachregister und eine Karte.

Die Regel, dass ein guter Moderator nicht auch ein guter Sänger wäre, und es darum damit nicht versuchen sollte, gilt hier nicht. Dr. phil. Helmut W. Pesch kann sowohl als auch. Sowohl übersetzen als auch selber schreiben. Was an dem vorliegenden Roman zu sehen ist. Wer gerne wissenswertes, hier fantastisches, in Geschichteform verpasst bekommt, ist mit Peschs Kinder von Avalon bestens bedient.¨

 

jh