J.V.Jones/ Jones bei Wiki/ Das dunkle Herz der Nacht c Weltbild Verlag 1999/ Buch eins der Schwert der Schatten Reihe/ Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Sword of Shadows, A Cavern of Black Ice Part 1/ keine Angaben zur Übersetzung/ Karten/ hardfax S.560
Das Nord-Süd Dilemma
Einleitung Es ist eben so. Seitentrotter strotzt nicht gerade von Besprechungen weiblicher Autoren. Die meisten der zitierten Bücher sind von männlichen Vertretern geschrieben. Von May, Tolkien, Hennen, Peake, Nero und wie sie alle heissen. Es gelangten Bücher auf seitentrotter aus den breit aufgestellten Welten der Fantasie, Abenteuer, Krimi und Belletristik. Aber da gibt es auch immer wieder Frauen, die das Team Seitentrotter überzeugen. Ein solcher Plot ist die vorliegende Erzählung der amerikanischen Autorin J.V.Jones. Es ist der erste Band aus der Reihe „Das Schwert der Schatten“ mit dem Titel Das dunkle Herz der Nacht.
Handlung Die Geschichte nimmt die Handlung an zwei Orten auf, im nördlichen Kargland bei Reif, dem Clanjungen, und bei Ash, dem Pflegekind in der südlichen Festung von Spire Vanis. Reif muss an einem Tag, an dem er gerade mit seinem Bruder auf der Jagd ist, erleben, wie sein Leben gerade umgekrempelt wird. Der Clan wurde angegriffen und bereitet sich seinerseits jetzt auf Krieg vor. Derweil Ash, das Pflegekind, stetig an einem Plan für die Flucht aus der Festung arbeitet, in der es wider Willen festgehalten wird. In diesen unruhigen Zeiten erscheint ein Waldläufer namens Angus Lok. Er hat Botschaften erhalten, dass etwas im Gange ist. Nachdem er sich aufgemacht hat, den Dingen auf den Grund zu gehen, kreuzen sich seine Wege zuerst mit Reif, dann mit Ash. Reif und Ash sind auf der Flucht und finden in Angus einen erprobten Helfer.
Besprechung Die Geschichte, je länger man über die Zeilen wandert, entwickelt sich zu einem Nord-Süd Problem, einem Nord-Süd Dilemma. Die Stämme des Nordens werden angegriffen. Dahinter stecken geheime Absichten aus dem Süden. Von Herren, die in festen Türmen in Städten sitzen und machthungrige Pläne schmieden. Im Norden das Kargland, im Süden die Städte. Im Norden das einfache entbehrungsreiche Clanleben, im Süden in Mauern zusammengepfercht das Stadtleben. Und mitten drin nun Ash, Reif und Angus als Ausgestossene, dem normalen Leben bestohlen.
Das Team Seitentrotter hat schon viele Jahre Bücher besprochen, und so hat sich ein Bild besonders kristallisiert: Männer mögen handlungsstarke Erzählungen, Frauen beziehungsstarke Wendungen. Männer mögen sachbezogene Rhetorik, Frauen mit der Schärfe des Messers dargebotene Intrigen. Männer lieben auch mal das einfache Laufen durch eine wilde Landschaft, während bei Frauen der Weg mit Magie gepfeffert sein muss. Das sind einige einfache Unterschiede, die sich sicher auch noch enorm differenzierter darstellen lassen würden, zu dem jedoch hier keine Zeit ist. Und es ja auch nur mal ein vom Bug des seitentrotterschen Literaturkreuzers geschossener Deutungspfeil sein soll.
Bei der amerikanischen Autorin J.V.Jones finden sich jedoch Schreibweisen männlicher und weiblicher Charakteristik. Es drängt sich der Vergleich mit J.R.R.Tolkien auf. Ohne zu zögern behauptet das Team Seitentrotter in einhelliger Übereinstimmung, J.V.Jones ist die erheblich bessere Erzählerin. Anderst gesagt, Tolkien war gar nicht ein so guter Erzähler. Sein Werk erstreckt sich aus der Tiefe der erfundenen Sprachen, Welten und Legenden auf über tausend Seiten. Hätte er nicht einen enormen Wissensschatz einsetzen können, was hätte er erzählt? Die Geschichte von Frodo, der eines Tages unverhofft einen nichtssagenden Ring von seinem Onkel erhält? Und was macht er dann? Länder, Zeitalter und Mythologie, von Tolkien erfunden, lassen ihn den Weg zum Schicksalsberg antreten. Bei Jones? Die tiefe eines ideologischen Nord-Süd-Dilemmas. Eine Geschichte über den hinterlistigen Mann aus dem Süden, der dem einfachen Krieger aus dem Norden seine Lebensweise aufdrängen will? Viel zu dünn! Aber da ist eben Jones, die Erzählerin. Sie erzählt die Geschichte des Clanjungen Reif, der sich gegen den Ehrenkodex seines Stammes wehren muss. Sie erzählt die Geschichte des Findlings Ash, ausgesetzt vor den Toren von Spire Vanis. Sie erzählt die Geschichte des Waldläufers Angus Lok, dessen Leben mit mehr Geheimnissen gespickt ist, als ein Kuchen mit Rosinen. Alles verwebt mit einer guten Dosis Spannung. Spannung in Stammesfehden und Ehre, Götterglaube, Krieg, Flucht und Intrigen.
Fazit J.V.Jones hat durch die gute Durchmischung von actionsreicher Handlung und intriganten Hintergründen ein Werk mit emotionaler Tiefe geschaffen. Dabei hat sie die Linie zu Romantic Fantasy nicht überschritten. Ein Werk, das Team Seitentrotter darum als Heroic Fantasy einstuft. Klar zu empfehlen für Leser mit gehobenen Ansprüchen.
gedankenverbrecher für team seitentrotter
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