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Besprechung von Kofmehl/Betts Dark City Bd1: Das Buch der Prophetie

Posted in buchinterpretationen on Oktober 9th, 2019

Kofmehls Seite/ Kofmehl auf Wiki/ Dark City Trilogie Bd 1: Das Buch der Prophetie c Brunnen 2008/ Karte/ hardfax S.348

Wähle, Freund- und trotte ein!

 

Einleitung Stell dir vor, lieber Leser, du würdest einen langgestreckten Bergrücken entlang laufen. Nicht steil, ausgetreten, geradeaus. Dann, an einem Punkt des Weges, scheint es dir, als lichte sich etwas, das wie ein diffuser Nebel auf der Umgebung gelegen hatte. Die Landschaft um dich herum ist nun wie auf einen Schlag verändert. Konturen erscheinen, Linien, Formen. Du stehst zwar noch auf dem Bergrücken, siehst aber jetzt, dass du rechts eines mannshohen Zaunes entlanggelaufen bist. Dieser Zaun trennt die Welt messerscharf in zwei Hälften. Die eine Hälfte ist licht, freundlich anzusehen, angenehm duftend. Die andere Hälfte, und dort ist es wo du stehst, halbdunkel und von Stimmen durchdrungen, der Geruch modrig. Eine Frage keimt in dir hoch: „Warum laufe ich auf dieser Seite?“ Die Antwort: „Du weisst es nicht!“

 

Empfehlung Dark City, von der Schweizerin Damaris Kofmehl und dem Amerikaner Demetri Betts, ist ein dreiteiliger Fantasy-Roman aus dem Jahr 2008. Er richtet sich vor allem an Jugendliche, kann aber auch von Erwachsenen gelesen werden. Die Handlung hat die Kraft, Fragen im eigenen Leben aufzuwerfen. Fragen an das Leben an und für sich. Es empfiehlt sich daher, das Buch nicht zwischendurch zu lesen, sondern in einer ruhigen Minute.

Handlung Band eins: Das Buch der Prophetie Shairia ist der übriggebliebene Teil einer Insel, die von einer Naturkatastrophe verheert ist. Seither hängt nebliger Dunst über dem ganzen Land. Ein Regent und seine Barone regieren das Volk, belegen es mit eisernen Regeln. Von einer Hexe erhalten vier Jugendliche einen Auftrag. Sie müssen zwei Reliquien zu einem König im Exil bringen. Dadurch, so sagt eine vergessen gegangene Prophezeiung, soll das Land von der Bedrückung befreit werden. Von Abenteuer zu Abenteuer stolpernd, versuchen die vier Jugendlichen, den Auftrag zu erfüllen.

Besprechung Die Aufstellung des Plots verbirgt zwei grosse Fallgruben. Es ist zum einen das abgedroschene Klischee eines Teams, das eine Aufgabe meistern muss, und zum andern die Thematik um Lüge und Wahrheit. Beide bergen die Gefahr, bei ungewissenhafter Bearbeitung, die Geschichte abstürzen zu lassen.

Fallgrube 1: Ein Team löst die Aufgabe   Es ist eine Erfahrung, die wir irgendwann mal im Leben gemacht haben. Wir waren in einem Team, wir haben verloren. Denn da war meistens ein Team, das eine stärkere Besetzung hatte. Ein Team sein bedeutet also, Schwächere und Stärkere sind dabei. Jene die sich mögen, jene die sich meiden, im Team können sie aufeinander treffen.

Sie müssen nun, wie im vorliegenden Buch, miteinander einen Auftrag ausführen. Die Mädchen, die Buben, und nur ein Mitglied hat wirklich eine Kampfausbildung. Die Andern? In dieser Hinsicht unerfahren. Mindestens zwei von ihnen Verlierer in den Augen der Gesellschaft. Ein Kunststück für die Autoren, Aussage um Aussage den Deckel über der Fallgrube zu schliessen. Nichts weniger als die Frage nach gegenseitigem Vertrauen steht im Zentrum. Die Autoren müssen glaubhaft erzählen und wissen, eine feine Federführung ist gefragt, damit der Funke springt. Schon Tolkien, der Autor von „Herr der Ringe“, hatte sich dieser heiklen Aufgabe gestellt. Er liess seine zwei Protagonisten die Frage nach dem Sinn beantworten. Antwort: Es gebe etwas, für das zu leben sich lohnt.

Fallgrube 2: Lüge und Wahrheit  Die Wahrheit in Shairia ist täglicher Nebel, Armut, strenge Regeln. Ein Herrscher, der das Volk mit eiserner Hand führt. Alle wissen, daran sind diese Hexen schuld. Als das Team von einer alten Frau über ihre Absichten unterrichtet wird, offenbart sie sich als Hexe. Sie ist aber freundlich, hat Plätzchen gebacken und gibt sich auch sonst fürsorglich. Eine gute Gastgeberin. Dann dreht sie den Spiess um, denn sie sei nichts weniger als eine Hexe. Die jungen sind verunsichert, schlucken schliesslich die Botschaft.

Die vier Protagonisten fühlen sich nun wie in dem eingangs erwähnten Beispiel. Es hebt sich ein lange festgesessener Nebel. Sie wissen nicht, warum sie auf der rechten Seite des Zauns laufen. Linker Hand ist es doch viel schöner. Die Realitäten jedoch spielen sich auf ihrer Seite ab. In beiden Fragestellungen zeigt sich die erfolgreiche Mission der beiden Autoren. Die Charaktere sind als einfache Menschen beschrieben, denen wir durchaus auch im Leben begegnen könnten. Das macht die Erzählung glaubwürdig. Wie von magischer Hand schliessen sich die Fallgruben. Der Leser schreitet darüber, wundert sich, liest, blättert um, blättert schon mal vor. Das bringt jeden geneigten Leser dem von den Autoren genannten Ziel näher. Das ist zu glauben, dass jedem von uns, jung oder alt, ein Ziel, ein Sinn im Leben prophezeit ist. Zum Schluss das Fazit, Damaris Kofmehl muss eine Schriftstellerin sein, die an das glaubt, was sie schreibt. Dark City ist eine berührende, packende Geschichte!

gedankenverbrecher für das team fantaster