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interpretation von j.jonasson mörder anders

Posted in buchinterpretationen on September 9th, 2017

Jonas Jonasson/ Jonasson auf Wiki/ Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind/ c  2016 carls books münchen/ Originalausgabe 2015 mit dem Namen: Mördar Anders och hans vänner (samt en och annan ovän), by Piratförlaget/ aus dem schwedischen von Wibke Kuhn/ hardfax S.346

 

Ein lockeres Unternehmen

Ungewöhnlich, einen Bestseller in Händen zu halten und nicht zu wissen, ob man ihn in den Himmel heben oder in der Hölle braten soll. Bereits der Debutroman des schwedischen Schriftstellers füllte die Taschen. Der dritte Kassenschlager in Folge lässt die Korken knallen und die Geschichte von Mörder Anders in Kürze auf Platz eins der Hitliste schnellen.

Holprig beginnt Jonas Jonasson die Geschichte ab der Spule zu rollen. Das Bild eines nicht alltäglichen Unternehmens mit nüchterner Distanz zu entfalten. Der ehemalige Häftling Mörder Anders im Focus zweier berechnenden Menschen. Mehr zufällig als gewollt kreuzen sich die Wege von Per Persson, dem vom Leben enttäuschten Rezeptionisten, Johanna Kjellander, der gestrauchelten Pastorin und Mörder Anders. Ort des Geschehens ist der Arbeitsplatz von Per, die Pension Sjöudden, ein heruntergekommenes Hotel, das einmal ein Bordell war.

Pastorin und Rezeptionist überreden den naiven ehemaligen Häftling für die Stockholmer Unterwelt bei anständiger Bezahlung Auftragsknochenbrüche auszuführen.  Das Unternehmen läuft wie geschmiert, bis Mörder Anders sein sinnloses Leben Jesus Christus anvertraut und die Arbeit verweigert. Mörder Anders sei noch brutaler geworden, lassen Pastorin und Rezeptionist über die Zeitung Expressen verbreiten und heimsen nun das Geld ein, ohne je wirklich einen Auftrag ausgeführt zu haben.

Das Trio fliegt auf und flieht in einem Wohnmobil nach Südschweden. Die Mildtätigkeit von Mörder Anders bringt Per Persson und Johanna Kjellander auf eine neue Geschäftsidee. Sie nutzen die Popularität des Mörders und gründen eine Kirche. Durch den Abendmahlswein –  „das „Blut Jesu“ – und eine angepasste Predigt manipulieren sie die in Scharen kommenden Gottesdienstbesucher und gelangen wiederum zu Reichtum. Ein Kirchendiener macht ihnen aber einen dicken Strich durch die Rechnung. Sie müssen das Gewerbe wieder wechseln und starten von Gotland aus – wohin sie unterdessen gezogen sind – ein Geschäft mit der Marke „Mörder Anders“ als wohltätiger Weihnachtsmann. Alle Beteiligten finden nun mit der geläuterten Geschäftsidee ihren Frieden.

Die Einführung der Personen erfolgt durch einen Beschrieb der Jugend. Die Pastorin hasst Gott, weil der Vater sie zum Dienst gezwungen hat. Nichts hält der Autor von dem Argument, dass Kleider Leute machen und lässt es Aussen vor. Nicht nur das, man erfährt auch nichts über das Aussehen der Hauptfiguren.

Konsequent gliedert Jonas Jonasson den Plot auf und dichtet dem Mörder eine radikale Wandlung an. Kein einziges Kapitel beginnt mit Gewichtung der Landschaft. Als sie in der Naturidylle Gotland ein Fischerhäuschen ergattern, beschränkt sich der Schwede auf die formalen Bedingungen des Erwerbs. Man fühlt sich im Kino um den Ton betrogen.

Dialoge packt der Autor in indirekte Rede, um dann abschliessend den Protagonisten einige Sätze auf die Zunge zu legen. Dies ist verknüpft mit der Verwendung von Bibelzitaten – aus dem biblischen Zusammenhang gerissen – um die Forderungen der Pastorin umzusetzen, Anders von Jesus fernzuhalten und das Unternehmen zu stützen.

So bleibt die Erzählung des schwedischen Erfolgsautors ein milchiges Etwas, ein belletristischer Funke, der den Leser nicht in die Tiefe führt. Man kommt nicht umhin zu sagen, der dritte Roman von Jonas Jonasson ist das Werk eines schwedischen Intellektuellen, das Kraft der schriftstellerischen Kunst an Bodenhaftung zu wünschen übrig lässt.

jh

o.plaschka und die magiere von montparnasse im netartstyle

Posted in netart on September 9th, 2017

von mäusen, magieren und andern wesen berichtet: rainlights.net