Gladys Aylward, eine Besprechung der Biogrpaphie- der Frau mit dem Buch
Gladys Aylward/ Gladys auf Wiki/ der Film/ Gladys Aylward, die Frau mit dem Buch, geschrieben von M.A.Mijnders-van Woerden/ c clv Verlag Bielefeld 5.Auflage 2018/ Übersetzung Hermann Grabe/ Hardfax S.352
Eine Buchbesprechung der Taten Gladys Aylward
Die Welt ist nicht genug
Einleitung Gladys Aylward war eine englische China – Missionarin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Lebensabdruck dieser Frau diente als Basis für geistliche Literatur, einen Spielfilm und ein Musical. Mediales Interesse an der Biographie einer kompromisslosen Nachfolgerin Jesu. Dokumentiert und in einer Prosaschrift verarbeitet von M.A. Mijnders van Woerden, einer holländischen Missionarin mit tiefer Liebe für Kinder und Jugendliche in verschiedenen Ländern.
Handlung Die Geschichte der China – Missionarin Gladys Aylward beginnt in London. In einem Gottesdienst erlebt sie die Heilsbotschaft Gottes und nimmt die Erlösung durch Jesus Christus an. Was für den nichtgewohnten Bürger wie nach dem Gang in ein Kloster schmeckt, ist für Gladys die radikale Wendung zu einem aufopfernden Leben. Für eine Arbeitstelle in die Grossstadt gekommen, bewirbt sie sich nun bei einer Missionsgesellschaft, die ihre Bewerber in den fernen Osten nach China entsendet. Sie erlebt eine herbe Enttäuschung, als sie für untauglich erklärt wird. Aber Gladys weiss: sie hat den Frieden empfangen und will ihn weitergeben. Als sie von der Not in China hört, steht ihre Entscheidung fest. Sie stellt sich Gott als Missionarin zur Verfügung. So weit, so gut, nur: wie gelangt ein junges Mädchen ohne jegliche Lobby an das andere Ende der Welt? Zu der geographischen Schwierigkeit kommt der kulturelle Unterschied und eine Sprache, die nun wirklich keine Nähe zum Englischen hat.
Sie entschliesst sich aber dennoch zu handeln, verdient sich das Geld für einen Fahrschein mit dem Zug. Durch das weite Russland gelangt Gladys ihrem Ziel näher. Mit dem Schiff kommt sie schliesslich in China an. Ihr Weg führt in das bergige Nordland, zu einer alten, schottischen Missionarin. Das Ende einer langen, beschwerlichen Reise. Gepfeffert mit herausfordernden Glaubensprüfungen, gespickt mit potentiellen Fallgruben, Alltag in dem von Gladys gewählten Weg.
In der Folge lernt sie chinesisch, schneller als alle es erwartet hätten, führt eine Herberge für Eselstreiber, nimmt Weisenkinder auf, beruhigt einen Aufstand im Gefängnis, wird vom Mandarin als Beauftragte in die Bergdörfer entsandt.
Als eine grosse Dunkelheit heranrollt – Japan ist im Krieg mit China – flieht sie mit ihren Waisenkindern über das Gebirge an den Gelben Fluss. Ausrüstung? Antwort: keine. Nur: Glaube, Gebet, Hoffnung.
Es ist das Ende der Arbeit in Yang Cheng, wo sie hauptsächlich tätig war. Fortan ist Gladys eine Nomadin Gottes, die sich dahintreiben lässt, wohin sie der Wille ihres himmlischen Herrn führt. Sie hilft Studenten das Wort Gottes zu verstehen; lehrt tibetanische Mönche dem Heiland folgen; ist eine Mutter ihren anvertrauten Waisen; hält Vorträge in nah und fern.
Und, und, und… das alles hat sie getan, weil sie den Ruf Gottes verspürte. Sie hinterliess ihren Glaubensabdruck in China, Tibet und Taiwan.
Besprechung «Die Frau mit dem Buch» wurde von der holländischen Missionarin M.A. Mijnders van Woerden geschrieben. Eine einfache Frau, die das Leben einer einfachen Frau dokumentarisch zu Papier gebracht hat. In der Kurzbewertung die Wiedergabe eines Lebens in einfachen Gedankengängen und Worten. Eine Erzählung, die sämtliche Ober- und Untertöne, geschweige denn Geplänkel zwischen den Zeilen, vermissen lässt. Ein in Worten vermittelter Traum? Fehlanzeige! Ein in harten Bedingungen erlebtes Heil. Die Musik des Lebens gespielt ohne Strom. So wäre aufgrund des mässigen literarischen Interesses dem Besprechen schon genüge getan, wenn es… da nicht einige wirklich wichtige, interessante Fragen zu klären gäbe. Genauer gesagt sind es zwei Aspekte, die es lohnt unter die Lupe zu nehmen: die Berufung Gladys und das Storytelling.
Neben dem Modell der Jüngerschaft, das by the way von allen Menschen nach ihrer grundeigenen Gesinnung oder Überzeugung beurteilt wird, ist es wichtig den Focus auf Gladys Berufung und das Storytelling über sie an und für sich zu werfen. Es ist wie bei diesen Dienstagskrimis. Schauen wir genau hin, werden uns die Indizien etwas über den Sachverhalt erzählen. Folgen wir also einmal einer Botin Gottes bis auf die Grundmauern der missionarischen Überzeugung.
Gladys erlebt auf einer Kirchenbank in London am Anfang des 20.Jahrhunderts eine tiefe Verlorenheit, und empfängt in diesem Gottesdienst die Gnadengabe Gottes, das ewige Leben. Sie empfindet es als unverdientes Geschenk und gibt ihr Leben für diese Liebe hin; sie legt sich selber als ein lebendiges Opfer auf den Altar Gottes. Sie ging eines Abends in den Ausgang um Leben zu finden; sie folgte der Einladung einiger Christen und verlor das Leben, um es zu finden. Es war die Erfüllung mit dem heiligen Geist, der sie diese Entscheidung treffen liess. Die Fachsprache nennt dies eine klassische Bekehrung.
Sie hat in der Bibel ein prominentes Vorbild. Paulus hatte auf dem Weg nach Damaskus eine Gottesoffenbarung. Mit der Befugnis der religiösen Elite Jerusalems in der Tasche, die bekehrten Juden überall, wo er sie findet zu töten, wanderte er nach Damaskus, als ihm Jesus in einem gleissenden Licht erscheint. «Du bekämpfst den lebendigen Gott», wird ihm beschieden. Paulus erblindet äusserlich, innerlich erblickt er das Heil. Fortan ist er der feurigste Zeuge, der Begründer des abendländischen Christentums.
Ein biblisches Zeugnis, und ein Zeugnis aus dem letzten Jahrtausend. Von innerer Erleuchtug. Zwei von vielen, vielen Millionen von Berichten. Und alle in ihrer eigenen Gewichtung. Es ist jedoch entscheidend, hier ganz genau hinzusehen. Hat doch die Kirchengeschichte in Bezug auf ihre Protagonisten ebenso viele gute, wie schlechte Geschichten auf Lager. Und mit Fug und Recht darf man sich fragen, warum? Haben die nicht alle den gleichen Vorgesetzten? Mit den gleichen Regeln? Wo ist da also der Fehler, der Unterschied? Liegt er in den verschiedenen Interpretationen der heiligen Schrift? Wie das Buch der Bücher – übrigens die meist verlegte Schrift – von verschiedenen Ecken der Welt, aus verschiedenen denominationalen Institutionen, ausgelegt wird? Und wie die Auslegung in den verschiedenen Kulturen angekommen ist? Beschränkter leben, darum glauben, wie in Afrika; darum können die gut ohne materielle Sicherheit auskommen? Eine Hilfe für in Not geratene Randständige im zivilisierten Westen; in Sekten zusammengepferchte Schizos? Eine Strasse ohne Abzweigung für rechte Fanatiker? Der religiöse Weichspüler für eingerostete Liturgien; angewandt in klerikalen Konstrukten von gefangenen Geistlichen? Oder könnte es sein, um hier nur ein Beispiel zu nennen, man möge es dem Autor verzeihen; gibt es da die eine Anwendung der heiligen Schrift, die Kraft der göttlichen Substanz das Leben auf den Kopf zu stellen vermag?
Ein Blick auf die vielen Bibelübersetzungen könnte diesen Befund nähren. Ein etwaiger Sucher könnte irre werden. Viele Übersetzungen, jede Menge verschiedener Kirchen, noch viel mehr Streit um die richtige Auslegung, Amtsmissbrauch an höchster Stelle. Was hat sich Gott also gedacht, das Zeugnis von Jesus in die Hände von schwachen Menschen zu legen?
Der Unterschied
Zuerst aber die Beantwortung des ersten Aspektes, die Grundmauer der Berufung Gladys als Missionarin nach China. Die befestigte Anlage, aus der Gladys, und auch Paulus ihre Mission betrieben haben heisst:
Vertrauen in die von Gottes Geist inspirierte Schrift, dass ihr Leben gerade auf den Kopf gestellt hatte.
Der Burggraben heisst Lesen des Wortes Gottes; die Aussenmauer heisst Anwendung des gelesenen; der Wohnturm heisst Bekehrung; der Wachturm meint vertieftes Studium; die Zugbrücke ist Glauben und Vertrauen; der Ritt nach draussen meint anders leben; auf der gehissten Flagge die Zeichen des geopferten Lammes Gottes, dem Hohepriester des Glaubens, dem sie folgen.
Daraus folgt nun der Unterschied. Paulus, Gladys; sie haben eines gemeinsam. Sie antworten auf das Geschenk des Lebens. Und sie folgen dem Lamm, wo es hingeht.
Hier folgt der Unterschied, der Unterschied, der gute und schlechte Geschichten zur Folge hat. Die guten sind die Geschichten, die von der Liebe zu den Menschen und vielen geretteten Seelen handeln. Die schlechten sind die, wenn man mehr von den Machenschaften der Organisation hört, als von Hilfe und Errettung, die zu Menschen kommt. Die einen, wie Paulus und Gladys haben die Liebe Gottes verstanden und haben ihr Leben als Opfer gegeben, damit sie Menschen helfen können. Die anderen sind die Gesandten der kirchlichen Institutionen, die neben der Leitlinie der Bibel noch Betriebsinterna haben, die es ihnen nicht ermöglicht, frei zu agieren. Sie befolgen die Richtlinien, die ihre Organisation verlangt. Alles noch im Bereich des positiven, solange Geld, Macht und Einfluss nicht missbraucht werden.
Damit sei hier nicht moniert, dass durch eine Denomination keine echte Berufung geschehen kann. Oder anders ausgedrückt, Menschen, die über eine kirchliche Instanz gehen, es nicht ernst meinten. Es sei aber gesagt, dass es durch die Kirchengeschichte immer Menschen gegeben hat, die neben der Staatskirche agierten. Sie waren immer einfache Menschen, die ohne Unterstützung von offizieller Seite handeln mussten.
Erwähnt sei darum hier der schlechte Teil der Kirchengeschichte, die mit der grundsätzlichen Kernbotschaft der Liebe nicht viel am Hut hatte: Kreuzzüge, Christianisierung, ethnische Säuberung, Liturgie, Ablass und… Tötung von Brüdern durch die Inquisition.
Dagegen stehen die Taten von Paulus: Hort der Menschlichkeit durch Gemeindegründung, Lebenssinn, soziale Gerechtigkeit.
Die Taten von Gladys: Rettung von Waisenkindern, Schulung von Studenten, Befriedung von Gewalt in Gefängnissen. Eine Frucht, wie es die Bibel von den Nachfolgern fordert.
Der andere, zweite Aspekt
Wie die Welt das Leben von Nachfolgern interpretiert, respektive, wie sie Fakten zu ihren Gunsten verdreht.
Als Jesus auf der Erde wanderte, interpretierte die Welt er sei vom Teufel besessen.
Als Paulus die römische Welt durchwanderte, musste er sich vor seinem eigenen Volk rechtfertigen.
Als Gladys alleine in die Mission ging, jubelte man ihr eine Beziehung unter.
Schon Bon Jovi sang: «…I want to be, just as close is, the holy ghost is… »
Der amerikanische Rockmusiker hatte da grundlegende, christliche Lehre verstanden: das Wesen des heiligen Geistes. Trotzdem er nur wie Luft ist, kann er uns nahe erscheinen. Und diese Luft muss irgendwie gut sein, kostbar sein. Denn in seinem Lied geht es um eine Liebesbeziehung. Er möchte so nah sein, wie es der heilige Geist sein kann. Nun denn, der heilige Geist ist und kann nicht nur nahe sein. Die Bibel lehrt, dass wenn wir Gott lieben und seinen Willen tun, er selbst und sein Sohn kommen, und in den Herzen einziehen. Er wird Wohnung nehmen in unserem Körper.
Dass daraus eine Menge komische Geschichten entstehen können, liegt auf der Hand. Im Fall von Gladys wurde ihr eine Liebschaft angedichtet. Der nach ihrem Leben gedrehte Spielfilm erzählt nicht nur die Geschichte der Missionarin, er erzählt auch die Geschichte einer Frau, die sich in einem bestimmten Moment des Lebens an einen Mann anlehnt. Was so nie passiert war, wie sie selber sagte.
Das ist Art des Storytellings, wie es die Welt versteht. Zu den Fakten fiktive Taten hinzufügen. So aber funktionierte die biblische Geschichtsschreibung nicht. Und so funktionierte auch die Darlegung der Geschichte über das Leben der Missionarin Gladys Aylward nicht. Die Autorin war selbst Missionarin unter Kindern und der Schluss liegt daher nahe, dass sie sich peinlichst genau an die Fakten gehalten hat. Gladys war nicht die Frau, die ihrer Schwäche erlaubt hätte, sie von der geraden Linie abzuweichen zu lassen. Sie war die Sorte Frau, die einen «sturen Grind» hatte, wie man es gut schweizerisch ausdrückt. Und sie war die Frau mit dem Buch. Immer bereit, hungrigen Menschen daraus vorzulesen. Das Tat sie in China, in Tibet, in Taiwan, in England und in Amerika; bis der Herr sie im Alter von 68 Jahren zu sich rief. In Taiwan, in dem von ihr gegründeten Heim für Waisenkinder.
Fazit Lieber Leser, teste mal was anderes. Was anderes als einen belletristischen Roman. Erlebe eine Geschichte, die den Tatsachen folgt. Darum sehr lesenswert ist. Und darüber hinaus das Bild einer seltenen Spezies Mensch zeigt, und tief blicken lässt.
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