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krimi: besprechung r.zehnders müller voll basel

Raphael Zehnder/ Zehnder bei Wiki/ Müller voll Basel, c emons 2018/ Kriminalroman/ softfax S.251

Ausser Zürich – ein Polizist im Nordwesten

Ein Kriminalroman lebt von der Drohkulisse. Sie dient als Hintergrund für verbrecherische Taten. Eine heile Bergwelt lässt gesetzlose Aktionen verschwinden; in linksautonomen Kreisen findet Gewalt ein Versteck. Der Autor Raphael Zehnder reisst seinen Polizeimann in „Müller voll Basel“ aus dem gewohnten Umfeld und versetzt ihn nach Basel. Eine Stadt mit für einen Zürcher befremdlichen Schattierungen.

 

In Basel angekommen befasst sich der Polizeimann Müller-Benedict mit dem ersten Fall. Ein junger Mann aus bevorzugten Kreisen liegt erschossen in einer Industriezone. Die Spur führt über die Kantonsgrenze beider Basel. Zuständig für die Beweisaufnahme ist in dem Fall derjenige Kanton, in dem das Opfer wohnte. Dies ist Basel Stadt und somit ist es ein Fall für den neuangestellten Müller. In einer Studenten WG, bei einem Bundes-Parlamentarier und in einer noblen Altersresidenz nehmen die Fahnder die Ermittlungen auf. Dabei wollen die gefundenen Spuren nicht zu den Fakten, und die Fakten nicht so recht zum Motiv eines möglichen Täters passen. Was also hat den jungen Mann in diese Situation getrieben?

Die Kulisse für diesen Krimi besteht zum Teil aus der Spannung die entsteht, wenn ein Zürcher Basel betritt. Kein See, aber einen Fluss, und der Fussball, darüber redet man nicht, ausser positiv. Der andere Teil besteht aus der undurchsichtigen Familienkonstellation des Opfers. Gut betucht, Vater Bundespolitiker mit einem gut abgeschotteten Wohnsitz gegen bürgerliche Eindringlinge. Da braucht es eine gute Portion Müller, um an Antworten zu kommen.

Der Reportage Stil ist eine weitere Dimension, die dem Roman eine spezielle Note verpasst. Über weite Zeilen keine langen Sätze, sondern wortreich Szenen und Zusammenhänge in kurzen Worten. Die Sprache zum besseren Verständnis oft mit Symbolen unterstützt. Ein Rausch an Bildern, ein Tornado, der die Eindrücke der verschiedenen Blickwinkel kunstreich zu einem Erzählstrang kittet. Gespickt mit Zitaten, Bonmots und lateinischen Floskeln.

Das Buch ein William Gibson der Krimikunst. Die Ermittlungen reich und detailliert aus verschiedenen Blickwinkeln und Personen beschrieben jedoch arm an aktionsreichem Geplänkel. Aber noch viel wichtiger: Die Kulisse, das drohende Szenario verblasst am gewöhnlichen Motiv des Täters. Die Auflösung des Mordes einfacher als die entwickelte Geschichte suggeriert.

für das team fantaster: sir starkweis

 

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