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buchinterpretation: mateescus könig von wiedikon

Mike Mateescu/ Mateescu bei hello zürich/ Der König von Wiedikon c emons 2018/ softfax S.255

 

Zwinglistadt und die Knute der Linksaktivisten

Der Messias Jesus gab seinen Vertrauten einmal den Auftrag, in Jerusalem einen Raum für das Abendmahl zu finden. Zur Zeit der Reformation wurden Kirchen geräumt, um wieder Raum für das Eigentliche zu haben. Fern der Religion hat sich im postindustriellen Zürich das Wesen der Freiheit weiterentwickelt. Der Schriftsteller Mike Mateescu hat das Lebensgefühl der zürcherischen Metropole in seinem Kriminalroman „Der König von Wiedikon“ eingefangen.

 

Der Eventmanager und Partykönig Hans-Ueli „Hukki“ Zünd wird in einem besetzten ehemaligen Industrieareal tot aufgefunden. Die Ermittlungen der Stadtpolizei Zürich und der Detektivin Enitta führen in die Szene von Linksaktivisten. Im Dunkeln liegen die Absichten der Autonomen und machen die Stadt zu einem Irrgarten der Emotionen. Zürichs Bürger fühlen sich nicht mehr sicher. Was genau verbirgt sich hinter der Fassade des vermeintlichen Kulturraums? Was ist eigentlich das Vermächtnis des Partykönigs Zünd? Neben all den Fragen, die die Ermittlungen stellen, muss sich Enitta die Detektivin, noch mit der dunklen Vergangenheit ihrer Schwester Janita auseinandersetzen.

Ernst Sieber war Stadtoriginal und Obdachlosenpfarrer. In seinen Botschaften verwendete er oft einen Holzrahmen, in den er den Kopf stecken konnte. Dann nahm der den Rahmen und verwandelte ihn vor den Augen der Zuhörer in ein Kreuz. Der Rahmen stehe für die Zwänge in denen so manches Leben stecke, das Kreuz für die Freiheit.

Freiheit und Autonomität für ihren Kulturraum fordern in der Geschichte von Mike Mateescu die Linkschaoten in Zürich. Unbehelligt von Gesetz und Öffentlichkeit entwickelt sich ein alternativer Kulturraum. So weit so gut. Der Zweck heiligt aber nicht die Mittel und der Autor beschreibt einiges an krimineller Energie, mit der sich die Protagonisten zu Werke machen. So endet der Kampf in illegalen Demos. Gebäude werden in Mitleidenschaft gezogen, Menschen sterben. Selbst Hukki Zünd musste vor seinem Tod tief in die Trickkiste greifen, um sein Vermächtnis umzusetzen. Das seine Absichten nicht lupenrein waren, verleiht der Erzählung zusätzlich einen Schuss Anarchie.

Um ein freiheitliches Leben zu führen, hat sich auch Enitta von ihrer Informatiker Laufbahn distanziert. Sie lebt mit einem Velokurier zusammen und widmet sich mit Hingabe den Ermittlungen rund um den Mordfall von Ueli „Hukki“ Zünd.

Zürich ist der Ort der verschiedenen Stadtteile, der Ort einer überalterten Infrastruktur. Der Platz gewachsener Industriekultur, ein Sammelbecken für vom Staat gezeichnete Lebensläufe. Der Roman in seinem Wesen ein Aufschrei über das Anderssein in einer bürgerlichen Gesellschaft. Die Geschichte erlaubt einen Blick hinter autonome Fassaden, geschrieben von einem Kenner der Stadt Zürich der Gegenwart. Nicht unbedingt ein Hort für kriminologische Raffinessen, aber eine Tiefe an Szenenkenntnis. Ein Blick hinter die Kulissen der grössten Stadt der Schweiz. Eine urbane Offenbarung.

für das team fantaster: blogunkel

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