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b.hennens elfenritter bd 3 das fjordland im interpretationsmodus

Bernard Hennen/ Hennen auf Wiki/ Elfenritter Bd.3 das Fjordland/ c Heine Verlag 2008, dritte Auflage/ Anhänge: Karten, Personen- und Schauplatzregister, Glossar/ Softfax S.695

 

 

Elfenland in Ordenshand

Das in einer Nische der grossen Welt der Literatur zu findende Genre der Fantasy hat seit seiner Neuentdeckung an Breite gewonnen. Es haben sich verschiedene Untergruppen herausgebildet. Eine Untergruppe ist die Sparte der High Fantasy. Dort ist auch der Deutsche Bernhard Hennen zu finden, der sich als Romanautor seit mehr als zwanzig Jahren für fantastische Plots verantwortlich zeichnet. Das Fjordland ist Band drei der Elfenritter Trilogie und Bernard Hennen, den man auch den Herrn der Elfen nennt, bringt wichtige Geschehnisse aus der weiten Welt der Albenkinder zum Abschluss.

 

2007 ist das Erscheinungsjahr des ersten Bandes der Trilogie, die Ordensburg. Die Intrigen und Machenschaften der Ordensritter vom Blutbaum beginnen zu greifen und es entbrennt ein langer und gnadenloser Krieg, dessen erklärtes Ziel die Bekehrung der Heiden ist. Mitten drin: zwei Teenager, Luc de Lanzac und Gishild, letzte Prinzessin des Heidenreichs. Sie gehen den Kirchenleuten ins Netz und werden vom Orden des Blutbaums auf ihrer Ordensburg in Valloncour zu Rittern herangebildet. In dieser Zeit entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen Luc und Gishild.

 

In Band zwei, die Albenmark, holen sich die vereinten Völker des Fjordlands und der Albenmark zurück, was ihnen gehört. Gishild wird von den Alben befreit. Sie ist die letzte Hoffnung des Fjordlands und wird als Königin gekrönt. Die Elfen wissen, fällt das Fjordland, stehen die Ordensritter vor ihren Toren. Seite an Seite kämpfen sie mit den Heidenkriegern gegen die Heere der nach Tjured benannten Glaubensgemeinschaft, die Tjuredkirche. Verrat öffnet den Kirchenheeren den Weg und sie verbuchen einen ersten Teilerfolg. In diesen von den übergeordneten Zielen der kämpfenden Völker beanspruchten Geschehnissen, reisst die noch frische Beziehung Lucs zu Gishild. Die Liebenden stehen an einer Weggabelung und müssen sich entscheiden.

 

In Band drei bringen zu ehrgeizige Absichten den Vormarsch der Ordensritter zum Stehen. Der Orden des Blutbaums wird von den Kirchenfürsten des älteren Ordens vom Aschenbaum aufgelöst. Die zwischenzeitlichen inneren Streitereien bringen nur einen kleinen Aufschub. Mit vereinten Kräften und mit den ehemaligen Anführern des Blutbaums an vorderster Front, gelingt den Ordensrittern Schlag um Schlag und die freien Völker Albenmarks und des Fjordlands werden an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Luc hat sich seines Versprechens an Gishild erinnert, ihr Ritter zu sein, findet aber den Platz an ihrer Seite besetzt.

 

Verschiedene Ehrungen durfte Bernard Hennen für sein Schaffen schon empfangen. Zum einen war es im Jahr 1994 die Anerkennung für den ersten Band der zusammen mit Hohlbein verfassten „Jahr des Greifen“ Trilogie. Der „Der Sturm“ genannte Plot erhielt die Auszeichnung, beliebtester deutscher Fantasyroman. Zum andern, zwar ohne Preis aber doch eine grosse Ehre, landete der Einstiegsroman in die Elfenwelt auf Platz zwei der amerikanischen E-Book Charts. Die Elfenwelt, in die Bernard Hennen auch wieder als Co-Autor eingestiegen ist, hernach aber sich selbst als Autor einsetzen kann, hat dem erzählstarken Deutschen den Übernamen „Herr der Elfen“ eingebracht.

 

Neben den starken angloamerikanischen Fantasyerzählern in Bestsellergrösse wie Tad Williams und George R.R. Martin, hat das europäische Festland in Hohlbein und Hennen vergleichbare Grössen. Die Bücher der zwei deutschsprachigen Autoren haben die Sprachgrenze geknackt und werden über die Landesgrenze hinaus vertrieben.

Das Fjordland bietet als Geschichte alle jene Aspekte, die ein High Fantasy Werk liefern muss. Eine fremde, unbekannte Welt mit ihren eigenen magischen Gesetzen, menschliche und exotische Wesen mit unterschiedlichen Auffassungen vom Leben, Gut und Böse das sich bekämpft, übernatürliche Begabungen, Helden und Antihelden. Man könnte dies auch als den kleinstmöglichen Nenner bezeichnen, unter dessen Strich sich die wichtigen High Fantasy Aspekte finden müssen.

 

Als Königin über das Fjordland, zieht Gishild gegen die anrückende Kirchenmacht in den Kampf. Es sind verzweifelte Nadelstiche und schlussendlich zieht sich die Königin nach Firnstayn, zurück. Es sind die grossen Kirchenfürsten selbst, die diesen letzten Krieg gegen die Albenkinder und das Heidenreich anführen. Wenn schliesslich die Schlacht geschlagen sein wird, werden sie die Burg Elfenlicht, das Herz Albenmarks, beinahe erreicht haben. Durch eine Gabe, eine Kraft die älter ist als den meisten Ordensleuten bewusst, schafft es ein Ordensritter die unsichtbaren Schutzwälle Albenmarks einzureissen. Das Land der Anderen liegt bloss vor den Füssen der Kirchenheere. Der Sturm scheint unaufhaltbar. Luc hat in diesen schwierigen Stunden seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Er ist Ritter und Liebhaber zugleich. Schlussendlich lebt er, was er Gishild in der Ordensschule versprochen hat. Er wird immer ihr Ritter sein, sie beschützen, wie er es gelobt hat. Die Elfen an der Seite Gishilds werden ihn schlussendlich ehren. Er wird ein Elfenritter sein. Seit dem Sturm  auf Vahan Calyd, der Elfenfeste, die durch Verrat den Ordensrittern zum Opfer gefallen ist, gilt er als verschollen. Er taucht an der Seite der Königsgarde, den Mandriden, im Fjordland wieder auf. Mit letzter Anstrengung erreicht er Albenmark. Die Grenze aber zu den Landen der Anderen ist endgültig zu. Emerelle, ihre Königin, hat den letzten Zauber gesprochen, ihr Land von den sterblichen Gestaden getrennt. So endet Band drei der Elfenritter Saga.

 

So zieht Bernhard Hennen mit der Feder eine blutige Spur durch die letzten freien Völker Albenmarks und des Fjordlands. Dabei kennt die Geschichte keinen Helden, der im Alleingang die Welt rettet. Die Geschichte kennt auch keinen weisen Zauberer, der einen schwächlichen Protagonisten belehrt. Die Geschichte kennt auch nicht die Macht des Bösen, die sich in einer pervertierten Spezies sammelt. Es ist die Geschichte einer Welt, die das Böse als geballten rechten Haken einer machtversessenen Religionsgemeinschaft abbekommt. Es ist die Geschichte des Untergangs eines magischen Reiches und deren heidnischen Gefährten im Fjordland. Lange hat sich die Tjuredkirche vorbereitet, um nun mit Rauch, Pulver und einem geordneten Heer die letzten freien Völker ihrem Willen und ihrem Gott zu unterwerfen. Der einzige Pluspunkt, den die Ordenskrieger verzeichnen können? Sie gewähren dem Schutzlosen Volk freien Abzug, wenn sie sich beugen.

 

Dabei beleuchtet Hennen die Geschehnisse von allen Seiten. Der Leser erfährt von Gishild und wieso sie als Frau Probleme hat Königin zu sein. Der Leser erfährt von Athap dem Lutin und wieso er unwissentlich ein Zudiender der Kirchenleute ist. Der Leser erfährt von einem Primarchen namens Honore, und was für eine Gabe er in sich trägt. Er erfährt von den Beweggründen der Elfenfürstin Emerelle, als sie erwägt, den Menschen im letzten Kampf keine Hilfe zu senden. Er erfährt von dem Albenkind Orgrim, dem Trollkönig, und wie er endlich zu Landbesitz kommt. Und von vielen anderen Perspektiven und Ansichten, die die 2000 Seite Starke Erzählung bereichern.

 

Schliesslich weiss Bernard Hennen als ehemaliger Schauschwertkämpfer, worum es bei der Handhabung der Waffe geht. Man kann die Echtheit der Kampfszenen förmlich spüren. Erek, Gishilds Gemahl wieder willen, wird auf dem Rückzug in einer Fallgrube von einem angespitzten Pfahl durchbohrt. Er überlebt, trägt aber die Zeichen der Verletzung fortan am Körper. Auf der Flucht verliert Gishild ihren Sohn, nicht durch Kampf, sondern durch Erfrierung infolge von Hagel und Sturm. Hennen lässt nichts aus, um die Brutalität eines Kriegzuges zu zeigen. Er brettert mit der Feder in der Hand über die Autobahn des epischen Widerstands der Anderen gegen die Tjuredkirche.

So könnte man als Fazit sagen, deutsche High Fantasy ist einen Gang härter, gnadenloser und somit auch einen Hauch näher an der realen Welt. Ist es in der westlichen Gesellschaft auch kein Religionssystem mehr, das Unterwerfung fordert, so sieht man aber Rücksichtslosigkeit in mancher Staatsführung.

 

Zurück aber zur Geschichte. Nach den Elfenritterromanen hat Bernard Hennen im nachfolgenden Drachenelfen Zyklus aufgezeigt, wo alle die sagenhaften Gestalten ihren Ursprung haben. Aber aufgepasst. Es ist nicht nur getan mit dem Lesen einiger Seiten. Auf den Interessierten warten wiederum Tausende von Seiten. Aufgeteilt in mehreren Bänden. Hennen ist ein Autor, der im heimischen Bücherregal einen Platz verdient hat. Ein Autor aber auch, dessen Geschichten, Legenden und Sagen von einer tiefen Beziehung zur Realität zeugen.

Folge dem Pfad zu Bd.1 und Bd.2

jh

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